Spendier mir doch einen Kaffee
Beim Schreiben guter Texte wird mein Kaffee leider viel zu oft kalt. Hilf mir, meinen Kaffeevorrat zu füllen.
Ich telefonierte eben mit meinem Lektor und nachher mit meinem Webseitengestalter. Wir sprachen über dies und das, inspirierten uns, tauschten uns aus. Es ging um aktuelle Projekte oder offene Anliegen. Bei jedem dieser Telefonate geht es auch um die Kleinigkeiten und Aufreger des Alltags und um die großen Wunder des Lebens. Wie immer lauschen sie auch heute gern meinen Geschichten, die ihren Weg noch nicht auf meinen Blog oder ins nächste Buch gefunden haben. Und wir lachen viel miteinander. So ist das oft. Und heute war es ganz besonders. Nachdem nun beide Telefonate leise in mir nachklingen, bleibt eins sehr deutlich: ich bin sehr berührt, voller Dankbarkeit und stiller Freude.
Ich liebe es, so still geworden zu sein, dass ich die leiseren Zwischentöne der Männer in meinem Leben höre. Ich bin dankbar dafür, mich selbst von Schutzmauern befreit zu haben und jetzt wieder offener zu sein für die sanfte und so kraftvolle Energie, die die Männer dieser (meiner) Welt in sich tragen. Sie fühlt sich anders als meine. Ich genieße den entstehenden Klang beim gemeinsamen Schwingen unserer Herzen. Jedes unserer Herzen ist anders, jedes Männerherz und mein eigenes Frauenherz. Anders. So wertvoll. Diese Momente, da wir uns achtsam begegnen und unseren Herzen erlauben, offen zu sein, höre ich eine Sinfonie, die eine Harmonie in sich trägt, die mich tief berührt, die einfach nicht von dieser Welt ist, jedoch unser aller Musik sein könnte.
Bei den heutigen Gesprächen gab es nun zwei ganz besondere Momente, die noch immer in mir nachhallen. Zum Ende des jeweiligen Telefonates komme ich auf die Befindlichkeiten des anderen zu sprechen. Ich freue mich nicht nur darüber, wenn mir jemand gerne lauscht, sondern lausche auch gern dem anderen, mag wissen, wie es ihm geht, was ihn gerade bewegt. Scheinbar unabhängig voneinander (Was ist schön losgelöst?) erzählen mir beide Männer etwas, das mich nun tief berührt sein lässt, mich dankbar und froh stimmt. Zu heilig sind mir die genauen Wortlaute des Einzelnen, darum beschreibe ich mit meinen Worten, was sie mir erzählten. Der eine ist körperlich gerade angeschlagen. Der andere wirkte mental sehr aufgekratzt. Der eine hat Schmerzen, der andere ist es leid und beide haben es satt. Sie spüren körperlich und mental die Kriege auf dieser Welt, sind die Lügen und Hetze leid. Sie wirken scheinbar schwach als sie es leise erzählen. Doch ich spüre etwas anderes, das mich die große Stärke der beiden sehen lässt: sie haben ihre Waffen niedergelegt. Sie kämpfen nicht mehr mit, weder dagegen noch dafür, sie sind Frieden, so gut sie eben können.
Auch jetzt, während ich das schreibe, durchfluten mich Wellen der tiefen Dankbarkeit. Ich kann und will nicht anders, als mich still vor diesen Männern zu verneigen. Was es für mich bedeutet, dass diese Männer auf ihre Art Frieden machen, indem sie Frieden sind, kann ich in Worten kaum wiedergeben. Ich spüre Heerscharen von Ahnen im Raum. Die einen halten verwundert im Kampf inne, die anderen blicken uns an, hoffend auf Erlösung aus dem schrecklichen Krieg, der vielleicht seit Anbeginn der Menschheit stattfindet. Was es mir bedeutet, dass sich ganz offensichtlich, ganz real und gleich zwei Männer auf einmal zu mir, einer „Botschafterin des Friedens“ gesellen, die es ebenso leid sind, Krieger zu sein und die die Botschaft „Frieden“ nun anders umgesetzt wissen wollen, macht so viel Frieden. In mir und meiner Welt und der großen Welt, so wie ich sie sehe. Ich weiß, ich wiederhole mich, doch ich tue es bewusst: ich bin so tief berührt, so dankbar, so voller Freude und Liebe.
Mögen sich noch viele zu uns gesellen, Männer und Frauen, denn wo wir drei sind, sind mit Sicherheit noch mehr. Mögen wir uns finden und einer Heerschar gleich, die Weisheit weitertragen: „Die höchste Form des Kampfes ist es, nicht zu kämpfen.“. Mögen diese inneren Bilder meiner Seele Gestalt annehmen. Mögen immer mehr Menschen statt Frieden machen zu wollen, Frieden sein. Möge Frieden sein, in dir und dir, in mir, in uns, in allem. Mögen wir in unsere Kraft kommen, die es ermöglicht, Krieg nicht als unabdingbares Gegenstück zum Frieden zu definieren, sondern in ihm die Abwesenheit von Liebe zu erkennen. Mögen wir unsere Herzen öffnen und all die Liebe aus uns fließen, die wir sind. Dann, ja dann ist Frieden und vielleicht ist das der letzte wahre Kampf, der gekämpft werden muss.
Danke für all die wundervollen Menschen in meinem Leben und darüber hinaus, die jetzt schon Frieden sind, die sich darin üben, FriedensbotschafterInnen statt KriegerInnen zu sein. Und alle Zweifler, lasst Euch bitte sagen: Dies ist kein feiger Akt von Schwäche. Es ist ein Erinnern an die ureigene Stärke, die viel mehr Mut erfordert, als mit Waffen oder Worten aufeinander zu schießen.
Es liegt in unseren Händen.
Da sagte ein Sprecher beim Friedensfest kürzlich: „Frieden kann man nicht machen, nicht befehlen, nicht festschreiben. Frieden kann jeder einzelne nur leben. Das bedeutet, bei sich selbst anzufangen und Frieden zu denken und danach in Frieden zu handeln.“
Weiter bedeutet es, die eigene Einstellung zu ändern, sich aus alten, aufdiktierten oder kopierten Ansichten herauszukämpfen, sich durchringen. Das findet erst in mir statt, bevor es mit den Anderen im Außen auf einer größeren Ebene funktioniert und gelebt werden kann. Jeder ist da gefragt, jedes Herz und jede Hand wird gebraucht.
Friedensgrüße an alle.
Das hast Du schön gesagt, Michael. Danke!