Von Schönheitsidealen und dem Blick hinter die „Kulissen“

Gepostet von am Juli 21, 2014 in GeDANKEnwelt

Schönheit ist subjektiv. Ich fühle mich wohl mit mir und in meinem Körper und das strahle ich aus. Das ist es wohl, was mich in den Augen vieler Menschen schön sein lässt. Schönheit ist für mich so viel mehr als die Erfüllung meist marketinggesteuerter Ideale. Ästhetik spricht mich an. Ausstrahlung, die sich schwer greifen oder beschreiben lässt. Eine Harmonie vom Innen und Außen, die wahrnehmbar ist, die schön macht. Wie groß, wie schwer, wie breit, welche Frisur, Haut- oder Haarfarbe spielt dabei keine Rolle. Es gibt Menschen, die keinem Schönheitsideal entsprechen und die doch eine Schönheit an den Tag legen, die den Atem rauben kann. Es gibt Menschen, die erfüllen fast jedes dieser Ideale und doch ist ihr Anblick keine wirkliche Freude.

Nein, ich bin nicht frei von Wertung, habe selbst Idealbilder oder ein sogenanntes „Beuteschema“. Ich reflektiere dieses Thema schon lange sehr bewusst, denn es geht weit über den Ansatz der Schönheit hinaus. Ich habe mich geöffnet für dieses Thema, bin bereit, Konditionierungen zu hinterfragen. Ich stelle mich dem, was ich zu bevorzugen scheine und löse mich Stück für Stück von derlei Vorstellungen. Denn letztlich sind sie übergriffig und sie schränken mich ein. Ich versage mir selbst, jenen Menschen offen zu begegnen, die meinen Idealbildern nicht entsprechen, versage mir dadurch bereichernde Begegnungen. Zum Beispiel hatte ich ein Thema mit dicken Frauen. Ich fand sie nicht schön. Und ich fragte mich ehrlich, warum das so ist. Auf den ersten Blick fand ich sie unästhetisch (mich inbegriffen). Beim zweiten Blick entdeckte ich Ablehnungen aus Kindertagen. Meine Oma, die stark übergewichtig und behäbig war, hatte sich mir unangenehm in die Erinnerungen gebrannt. Nicht, weil sie zu dick war. Nein, weil sie manipulierte, kontrollierte, Unruhe stiftete, wo sie nur konnte und mir jegliche Liebe versagte. Diese so früh gemachten und stark prägenden Erfahrungen von Lieblosigkeit ließen mich dicke Frauen ablehnen, ja sogar jedes Kilogramm an mir selber verachten, das meine persönliche Hausmarke überschritt. Die Folgen davon: Unfrieden mit dem eigenen Körper, Kampf ums Idealgewicht und sicher die ein oder andere verpasste Begegnung mit einer dicken Frau, die bereichernd hätte sein können.

Fakt ist, mir steht nicht zu, über das Sein eines anderen zu urteilen. Tue ich es doch, hat es meistens etwas mit mir selbst zu tun. Jeder ist wie er ist. Ob er sich damit wohlfühlt, kann nur er für sich selbst bewerten. In jedem Körper, ganz gleich wie er aussieht, wohnt eine Seele. Alle Seelen sind eins. So ist jeder Körper, der mir begegnet ein Teil von mir. Was nicht heißt, dass ich mit jedem Menschen, der letztlich die Summe von Seele und Körper ist, gleichermaßen Freund oder anderes sein kann. Mensch entscheidet, wieviel Seele er in diesem Körper hier auf Erden wandelnd, zum Ausdruck bringen mag. Die Ansichten und Meinungen hierüber sind vielfältig und manchmal unterschiedlicher, wie sie nur sein können. Wie stimmig diese Ansichten miteinander sind, entscheidet, wie gut oder nah ich mit einem Menschen sein kann. Oder er mit mir, klar.

Es ist optisch schwer möglich, auszumachen, wie viel Seele der Mensch im Leben zum Ausdruck bringt. Ein optisch schöner Mensch verbringt vielleicht seine ganze Lebenszeit damit, sich um seinen schönen Körper zu kümmern, hat von seiner Seele noch nie etwas gehört. Ein optisch weniger ansprechender Mensch kann seiner Seele vielleicht im Tanz Ausdruck verleihen und hält so die Verbindung zu seinem Innersten. Wer weiß das schon? Keiner, ausser dem, der mir gegenübersteht. Und der ist es wert, kennengelernt zu werden, gleich, wie er ausschaut und welchen Idealbildern er entspricht oder nicht. Es ist eben viel Wahres dran, wenn wir sagen: Wahre Schönheit kommt von innen und Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Also reiße ich weiterhin Mauern in mir ein, hinterfrage meine Ideale, stelle auf den Prüfstand und löse mich immer ein bißchen mehr aus den Fängen von Urteil und Bewertung. Es lohnt sich auf alle Fälle, denn nicht nur noch mehr bereichernde Begegnungen sind der Lohn, sondern auch eigener innerer Frieden. Der ist Liebe pur. Und was gibt es Schöneres als Liebe?

Praktica Digital Camera

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