Schnee in Slow Motion oder Quantenphysik zum anfassen

Gepostet von am Feb. 23, 2015 in GeDANKEnwelt

Ich schaue aus dem Fenster. Die Luft scheint weiß zu sein. Es schneit. Ich wende den Blick nicht ab. Atme tief ein und aus, bleibe ganz ruhig sitzen. Lasse die Gedanken ziehen, die da plappern: „Ach, ich dachte es war schon Frühling ausgerufen?“ und nehme den Schnee wie jedes andere Wetter als gegeben hin. Atme tief ein und aus. Es folgt ein Bild vom gestrigen Spaziergang, da ich freudig sah, dass die Weidenkätzchen schon ziemlich weit aus ihren Knospen gekommen sind. Heute wieder Schnee. Ich atme tief ein und aus, schaue ins fallende Weiß vorm Fenster. Mir wird klar, dass es die Weidenkätzchen und all die anderen Bäume, Sträucher und Gräser nicht stören wird. Sie werden weiter wachsen und die aufsteigenden Säfte und Kräfte ins Außen tragen. Ich atme tief ein und aus und tauche ein in den Schnee vorm Fenster.

Und ich sehe Millionen von Flocken, die da fallen. Sehe kleine, große, schwere leichte. Mal fallen sie gerade herunter, mal scheinen sie vom Wind in eine Richtung getrieben zu werden. Dann wieder wirkt es, als bildeten ein paar von ihnen einen Kreis und drehten sich im fröhlichen Tanz lange in der Luft, bevor sie sacht zur Erde schweben. Während ich dieses Naturschauspiel betrachte, erlaube ich mir, völlig einzutauchen und jegliche Vorstellungen fallen zu lassen. Genau jetzt nimmt dieser weiße Vorhang vorm Fenster neue Dimensionen an. Ich lasse meinen Blick einfach ähnlich einer Schneeflocke treiben und nachdem sich die Augen an dieses absichtslose Sehen gewöhnt haben, sehe ich ganz neue Bilder. Es erinnert mich an ein Buch, in dem ich mal versuchte dreidimensionale Bilder zu erkennen. Stereoskopisches Sehen nennt man das wohl fachlich. Naja, wie auch immer. Ich atme bewusst ein und aus, während die Flocken vor meinem Fenster fallen.

Und plötzlich gibt es da diesen Moment, da wird das Bild ganz klar. Ich habe ein paar bestimmte Flocken im Blick und es ist, als bewegten sie sich mit einem Mal in Zeitlupe. Als hätten wir eine Verbindung zueinander, während die anderen rundherum weiter einem anderen Ruf zu folgen scheinen. Das ist wohl, was sie in der Quantenphysik beschreiben, dass sich Materie unter Beobachtung anders verhält als ohne. Die Schneeflocken in meinem Sichtfeld bewegen sich nur noch sehr langsam, als hielten sie inne. Mein nächster bewusst gesetzter Impuls ließe sie vielleicht auf und ab hüpfen oder sich im Kreise drehen. Doch die klare Wahrnehmung dieser Beobachtung lässt mich, statt zu handeln, in gewohnte Denkmuster verfallen. Mein Blick wird wieder „normal“ und die Schneeflocken sind nur noch ein paar unter Millionen, die gerade fallen oder vom Wind in eine Richtung getrieben werden, bevor sie sacht zur Erde schweben.

Jetzt, während ich das hier schreibe, ist die Luft vor meinem Fenster weiß, die Wiese mittlerweile auch. Die Weidenkätzchen haben mittlerweile eine weiße Mütze auf und die Sträucher im Garten tragen einen weißen Umhang. Ich schaue hinaus, lasse mich atmen und weiß einmal mehr: das Unmögliche ist möglich.
Und nun gehe ich auf die Wiese, denn jetzt ich will den Schnee auch fühlen.

Schneeslowmotion

6 Kommentare

  1. 2-25-2015

    Liebe Kristina,
    ich habe den Glauben an das Unmögliche vermutlich verloren – oder vielleicht präziser…. daran, dass alles möglich ist. Und genau genommen…..ist das etwas anderes, als das Unmögliche für möglich zu halten….:-))

    Deinen Text finde ich sehr besonders.
    Danke, dass Du diesen Moment geteilt hast.
    LG, Isa

    • 2-26-2015

      Liebe Isa,
      auch mir fällt es manchmal schwer, zu glauben, dass das Unmögliche möglich ist. Vor allem, wenn ich im Leben 1.0 mit der scheinbar vorgegebenen Geschwindigkeit unterwegs sein soll oder seinen „normalen“ Anforderungen konfrontiert bin, wenn ich so viel von dem ganz „normalen“ Irrsinn wahrnehme und weiß: ich allein kann das einfach nicht schaffen, es braucht so viele Menschen dazu… Doch Mutter Natur und meine besondere Wahrnehmung der Dinge erinnern mich immer wieder daran, das Unmögliche für möglich zu halten. Du hast recht, das ist etwas anderes. 😉 Und wie ich finde, unendlich wichtig es zu tun, denn mir geschehen tatsächlich hin und wieder und immer öfter persönliche kleine und große Wunder. Vielleicht liegt es auch schlicht und ergreifend an der Fokussierung: nehme ich die Wunder der Natur, des Lebens wahr, richtet sich mein innerer Kompass auf Wunder aus. Es dauert(e) eine Zeit, denn die eigenen Konditionierungen saßen und sitzen fest und tief, doch es ist möglich. Und es hat viel mit Entschleunigung zu tun!
      Ich mache einfach immer weiter. Letztlich führt uns jeder Tag dem „Ende“ näher – warum dann nicht auf meine Art?

      Danke fürs Lesen, liebe Isa und fürs Berühren lassen. Das ist für mich immer wieder ein kleines Wunder. 😉
      Herzliche Grüße,
      Kristina

    • 3-1-2015

      Vielleicht haben wir im Laufe des Lebens einiges verloren.
      Verloren heißt, es ist im Moment nicht in unserer Reichweite. Es lohmt sich zu suchen, denn vieles ist in uns nur verschüttet durch Alltag und fremde Anforderungen. Das bedeutet, unser Innerstes wieder freizuschaufeln von dem Ballast um an unser eigenes, wahres Ich zu kommen. Und damit auch an (für den normelen Verstand) unmögliches. Ein Beispiel für fremden Ballast und Freischaufeln beschreibt Kristina in ihrem Buch mit „Mein Weg“. Viel Mut und Erfolg!

      • 3-2-2015

        Du hast recht, Michael. „Mein Weg“ beschreibt die Thematik. Mögen immer mehr Menschen den Mut haben, sich zu erinnern, welche Schätze sie in ihrem Innersten haben und welcher Schatz sie selbst sind!
        Wir alle sind Engel auf Erden und in jedem von uns wohnt ein starkes Herz. Lassen wir uns strahlen, fliegen, fließen, denn wir sind die, auf die wir schon so lange warten!

        • 3-3-2015

          Herzlichsten Dank für den Aufwind, den Du uns durch Deine Zeilen für unsere Flügel gibst. Nur noch fliegen müssen wir selber 😉

          • 3-3-2015

            Trauen wir uns! Erst dann ist unser Dasein hier auf Erden rund…

            Allen Engeln auf Erden einen wunderliebevollen Tag!
            Herzlichst,
            Kristina

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