Spendier mir doch einen Kaffee
Beim Schreiben guter Texte wird mein Kaffee leider viel zu oft kalt. Hilf mir, meinen Kaffeevorrat zu füllen.
Ein „genialer, urkomischer und trotzdem so trauriger“ Mensch ist verstorben. Robin Williams wurde mit diesen Worten zweier TV-Moderatoren ein Nachruf eingeleitet. Die Nachricht seines Todes erreicht mich noch vor meinem Morgenkaffee, mit dem ich nun hier sitze und nachdenklich in mich hinein fühle. Viele Themen reihen sich da aneinander, fließen in einen Strom von Gefühldanken. Robin Williams war ein Mensch, dem ich in so vielen verschiedenen Filmen zuschaute, mich von ihm berühren ließ und der mich tief beeindruckt hat. Er ließ Tiefgang spüren, ganz gleich, welche Rolle er spielte. Ich nehme einen Schluck von meinem Kaffee und frage mich, warum wir immer noch und immer wieder vergessen, dass „geniale, urkomische“ Menschen meist sehr feinfühlig sind und nicht „trotzdem“, sondern gerade deshalb oft „so traurig“ sind. Ich frage mich, warum wir diesen Menschen, gleich ob prominent oder nicht, nicht einfach mal sagen, dass sie für uns besonders sind und gerade ihnen offen und von Herzen eine Hand reichen. Oftmals sind sie für uns so „genial“, weil sie sich wagen, die Dinge anders zu sehen, Dinge zu tun, die ihre Berufung zu sein scheinen. Diese Menschen berühren und bewegen so viel/e. Warum sind aber auch sie in ihren dunklen Stunden so allein? Vielleicht, weil viele im Außen gar nicht auf die Idee kommen, auch diese Lichtfiguren hätten dunkle Stunden. Glaubt mir, die haben sie, denn auch sie sind nur Menschen. Vielleicht sind sie so allein, weil viele im Außen meinen, solche Menschen hätten viele Menschen um sich, die für sie da sind. Gut möglich und wohl doch ein Glücksfall, keine Garantie, denn wenn jeder denkt, da sind viele Menschen, denken es alle nur und keiner ist da.
All das sind Gefühldanken, die mir durch Kopf und Herz gehen, während ich meinen Morgenkaffee trinke, mich sehr verbunden fühle mit so vielen Menschen, denen es ähnlich gehen mag wie Robin Williams. Ja sicher, letztlich liegt es in der Verantwortung eines jeden selbst, mit sich und dem Leben klar zu kommen, sich seinen Themen zu stellen, in dunklen Stunden um haltende Hände zu bitten, sich mit all seinem Menschsein zu zeigen. Doch mal ehrlich, wieviel Mut verlangen wir da hin und wieder von uns Menschen? Wie oft verstecken wir die eigene Unzulänglichkeit, uns für andere zu interessieren, uns wirklich in sie einzufühlen, hinter einem „Ja, hättest du/hätte er mal was gesagt…“. Hand aufs Herz, wie schwer fällt es uns selbst, um Hilfe zu bitten und unsere tiefsten Ängste nach Außen zu tragen, weil unsere Angst zurückgewiesen oder nicht gehört zu werden noch größer ist? Ja, es mögen alte Kindheitstraumata zugrunde liegen, die uns daran hindern, die angeschaut und bearbeitet werden wollen. Doch gibt es nicht einen feinen Unterschied zwischen sich in einen anderen hineinfühlen, einem Hand reichen und darin, ihn sich völlig selbst zu überlassen, ganz gleich in welcher Situation, nur damit er reift und heilt? Wozu haben wir Menschen unseren Gemeinschaftssinn, den tiefen Wunsch nach Verbundenheit? Doch nicht etwa, um ein Leben lang nach der perfekten Partnerschaft zu suchen, oder von einem großen Mehrgenerationswohnen zu träumen oder gar davon, dass Brüder und Schwestern von anderen Planeten zu uns herab- oder wir zu ihnen aufsteigen mögen. Dieser Gemeinschaftssinn ist in meinem Verständnis das tiefe innere Wissen, dass wir letztlich aus ein und derselben Quelle kommen, genetisch, seelisch, eben mit allem was uns ausmacht, eins sind mit allem, was exisitiert. Also ist auch in jedem Menschen, der uns begegnet, der uns umgibt, ein Teil von uns selbst. Wenn wir nun glauben, den anderen sich selbst überlassen zu müssen, in jeder Situation, lassen wir auch uns selbst ein Stück allein. Wir tun genau das, was uns als Kind so verletzt hat, warum wir unsere Herzen verschlossen und Schutzmauern um uns errichtet haben. Diese Lichtfiguren, jene Menschen, die sich so mutig und besonders im Außen zeigen, die Menschen berühren, sich der eigenen Wahrheit verschrieben haben und sich zur Aufgabe gemacht haben, sie zu leben, sind Menschen wie Ihr und ich.
Hören wir doch endlich auf, erst zu erkennen, wie besonders für uns besondere Menschen sind, wenn sie tot sind. Hören wir doch endlich auf, uns für weniger besonders zu halten und sie damit auf ein Podest zu stellen, was sie vereinsamen lässt und es ihnen unnötig erschwert, mit uns in Kontakt zu kommen. Hören wir doch endlich auf, uns hinter den intellektuellen und pseudo-spirituellen Mauern der Selbstverantwortung zu verschanzen, unsere Begleitung zu versagen, nur weil der andere noch nicht in der Lage ist, sich selbst zu helfen. Fangen wir jetzt an, ihnen im Leben zu sagen, wie besonders wir sie finden, was uns an ihrem Sein so inspiriert. Fangen wir jetzt an, achtsamer und bewusster mit denen Umgang zu pflegen, die uns so wichtig sind, dass uns ihr Tod zutiefst berührt. Fangen wir jetzt an, in die eigene Selbstverantwortung zu gehen, uns zu öffnen, eigene Schutzmauern fallen zu lassen. Dann kommen wir selbst wieder mehr ins Fühlen und werden wissen, wann ein Angebot einer helfenden Hand, eines offenen Ohres und eines mitfühlenden Herzens angebracht ist. Wir werden es wissen, weil wir es fühlen und in der Lage sein, dem anderen dann eine selbstverantwortliche Entscheidung zuzugestehen, ob er diese Begleitung annehmen mag oder nicht. Fangen wir jetzt damit an. Denn zu viele „geniale, urkomische“, mutige, besondere Menschen sind nicht „trotzdem“, sondern genau deshalb so „traurig“ und allein. Sie sind Menschen, wie Ihr und ich.
Kristina… ich liebe Dich für diese Worte… auch wenn es sich komisch anhört… aber Du triffst mal wieder DERMASSEN den Kern… Du wunderbarer Schreiberling!
Was soll ich sagen… DANKE, einmal mehr, liebe Barbara!
Genau so ist es, danke für diesen Nachruf, besser hätte ich es nicht in Worte fassen können!
Auf die Frage meiner Cousine, sie könne es nicht akzeptieren und wahrhaben wollen, das so ein wunderbarer Schauspieler sich das Leben nimmt, antworte ich ihr: Weil wir solchen großartigen, nach außen hin wirkenden fröhlichen, starken Menschen so etwas nicht zutrauen (wollen)!
R.I.P. Robin Williams
und allen anderen, die diesen Weg für sich gewählt haben :-(!
(Leider) Eine gute Antwort, Svenja. Wir wollen nicht sehen, dass die, die wir bewundern, auf einen Sockel stellen, deren gute Energien zu oft einfach aufgesaugt werden, auch nur Menschen sind. Es zeigte uns unsere eigene Fehlbarkeit. Die Tatsache, dass starke Menschen auch schwach sind, macht vielen von uns Angst. Dabei ist dies eine großartige Chance, füreinander da zu sein, immer genau dann, wenn einer von uns schwach ist. Ein Miteinander entsteht aus so etwas. Lasst es uns üben, umsetzen, jeden Tag aufs Neue!
Danke fürs Lesen, für Deine Worte und Dir alle(s) Liebe, Svenja.
Liebe Kristina – du sprichst mir aus dem Herzen.
DANKE für deine Worte hier. Sie sagen alles…
Darum geht es für uns alle – BEDINGUNGSLOSE LIEBE.
Eine helfende Hand auszustecken – im richtigen Moment am richtigen Ort zu sein, DA zu sein, zuzuhören – was der andere „nicht“ sagt wahrzunehmen – in seine/ihre Seele schaun und dem Impuls des Herzens vertrauen und ihm zu folgen.
Seine Liebe dem anderen mitzuteilen, zu zeigen, auszusprechen, ihn/sie einfach in den Arm zu nehmen.
DANKE FÜR DEIN SEIN KRISTINA und für deine wundervollen Zeilen hier für uns ALLE.
In Liebe und Verbundenheit
Helena
Mir fehlen im Moment tatsächlich fast die Worte… So viel Gefühl, Herz, Seele kommen durch Eure Zeilen bei mir an… DANKE, dass Ihr Euch berühren lasst! Danke für Eure offenen Herzen in diesem Moment und wann immer es noch gelingt, frei von Angst zu sein. Ihr habt mich reich beschenkt und dafür danke ich Euch, von und mit ganzem Herzen. ♥
Danke für diese worte, ich bin zutiefst berührt…
Dank auch Dir, Alexandra.
wunderbar geschrieben . die hinterlassenschaft von Robin Williams ist es wirklich wert , beachtet und gepflegt zu werden . das würde ihn sicher auch anderorts sehr glücklich machen .
Möge es so sein, lieber Kai.
Der Text ist so eindringlich und wahr, dass ich ihn, selbstverständlich mit ausführlicher Quellenangabe, zitiert habe.
Es ist möglich dass dadurch noch einige Menschen mehr auf diese Seite finden und das ein oder andere zu reflektieren beginnen.
Danke für diese Worte.
Lieber Oliver,
ich danke Dir fürs Lesen und respektvolle Teilen! Mögen sich noch viele Menschen tief berühren und erinnern lassen.
Alle(s) Liebe für Dich.
Kristina