Leben nach Kalender oder Feiern ausserhalb der Komfortzone

Gepostet von am Mai 10, 2015 in GeDANKEnwelt

Menschen brauchen so viele Anker, Hinweise, wie un-sinnig diese auch sein mögen, um sich an das zu erinnern, was jeden Tag stattfindet, stattfinden kann und auf alle Fälle wichtig ist.

 

Heute ist Muttertag. Wieder ein Tag, den Menschen brauchen, um sich für jemand/etwas Wichtiges Zeit zu nehmen. Gut, nun sagen sicher viele, dass Festtage wichtig sind, weil da die Familie zusammen kommt und Feiern einfach wichtig ist. Ja. Und nein. Aus welchen Motiven kommt die Familie zusammen, werden Geschenke besorgt, Überraschungen bereitet? Weil es wirklich aus dem Herzen kommt? Oder weil es sich so gehört und im Kalender steht? Ist ein Ausflug, ein gemeinsames Essen, ein selbstgebasteltes Geschenk, eine Beisammensein nicht immer schön und jeden Tag, zumindest oft machbar? Warum leben so viele von uns nach Kalender statt nach der inneren Uhr?

 

Ob Mutter, Vater- oder Weihnachtstag – ein Tag ist nicht genug

 

Ich finde, es ist nicht genug, einen Tag des Jahres dafür zu nutzen, um einer Mutter oder einem Vater dafür zu danken, dass es sie gibt, ihnen zu sagen und zu zeigen, dass sie uns immens wichtig sind. Auch sind drei Tage im Jahr nicht genug, uns daran zu erinnern, dass es da eine Liebe gibt, die größer ist, als wir Menschen. Jeder Tag hat 24 Stunden. Jeden Tag sind diese Menschen Teil unseres Lebens, sind wir Teil von ihnen. Jeder Tag ist es wert, dass wir ein Fest der Liebe feiern. Doch wir tun es viel zu selten. Wir verschanzen uns hinter Aussagen, der andere wüsste schon, wie wichtig er uns ist oder wir sagen es aus der Gewohnheit des Alltags heraus, ohne es zu meinen, zu spüren oder durch unsere Handlungen Wahrheit sein zu lassen. Wir stecken im Alltag fest, ohne zu begreifen, dass jeder ALL-Tag unser Leben ausmacht, dass es die vielen alltäglichen Tage sind, die wir in unseren letzten Stunden auf dieser Erde Revue passieren lassen werden.

 

Leben nach Kalender und erstickende Erwartungen

 

Viele von uns werden heute am Muttertag viele schöne Dinge für und mit den Müttern tun, werden ehrlich meinen, was sie sagen und tun. Und das ist wundervoll. Doch morgen, da ist auch wieder ein Tag und übermorgen und so… Die nächsten Anker und Hinweise im Kalender lassen auch nicht lange auf sich warten und es gibt andere Erwartungen, die erfüllt werden wollen, denn so eine Muttertagsfeier sieht ja mal ganz anders aus, als die für den Vatertag. Bloß nicht den Fehler machen und eines dieser Feste vergessen oder auf nicht allgemeingültige Art und Weise feiern zu wollen. Ein Geschenk muss dem Anlass angemessen sein und die Feier so, dass vor allem die anderen dabei auf ihre Kosten kommen. Ein Wahnsinn! Ja, sage ich, ein Wahnsinn ist es, wie viel Energie darauf verschwendet wird, bestimmte Tage auf eine (oft sich jedes Mal selbst überbietende) Art und Weise zu begehen. Es ist ein Leben nach Kalender, geplantes Zeigen und Ausleben von Gefühlen. Nicht selten soll damit das schlechte Gewissen beruhigt werden und wehe, der Wettergott ist ungnädig, die Bedienung im Restaurant mies oder das Geschenk nicht das passende. Manches dieser Feste wird auch nur deshalb nicht so rauschend, wie es gedacht war, weil die Freude und Leichtigkeit in den Erwartungen und Anforderungen ersticken.

 

Die Anderen sind schuld, dass wir stolpern

 

Klar, dafür können wir den Firmenchef, die Industrie oder die Massenmedien verantwortlich machen. Sie, die uns zeitlich zu sehr einbinden und davon abhalten, bei unseren Lieben zu sein oder uns durch bunte Schilder und bis ins Unerträgliche oft wiederholte Werbung suggerieren, was zu tun sei. Wir können sie dafür verantwortlich zeichnen und liegen damit mal wieder so richtig schön daneben. Denn für all das trägt nur einer die Verantwortung: der, der uns jeden Morgen im Spiegel anschaut. Wer hindert uns daran, jeden Tag zum Fest zu machen? Wer hindert uns daran, jeden Tag etwas zu verschenken oder etwas Besonderes zu tun? Brauchen wir heutzutage dieses Kalenderleben nicht eher als Erinnerung, dass es neben dem Hamsterrad der Gewohnheiten und des zu oft unbewusst durchs Leben stolperns noch etwas anderes gibt, etwas, das irgendwie wichtiger ist? Verstecken wir uns nicht zu oft hinter diesen vorgeschriebenen Feiertagen, weil es nicht so leicht ist, sich jeden Tag, oft und irgendeinen Tag im Jahr zu sagen und zu zeigen, wie sehr wir lieben und dankbar sind?

 

Raus aus der Komfortzone – lasst uns feiern

 

Es ist nicht immer leicht, sich im Alltag zu treffen und wahrhaft mit dem Herzen zu begegnen, mit Gesten, Worten und Taten „Danke“ zu sagen und einem „Ich liebe dich“ mit einem tiefen Blick in die Augen und Seele des anderen Ausdruck zu verleihen. Es ist nicht immer leicht, aber machbar. Und wir sollten es tun, denn wir haben derzeit einfach viel mehr Alltage als Festtage. Lebenszeit ist etwas Unwiderbringliches und am Ende unseres Lebens zählt nicht, wie vorbildlich wir nach Kalender gelebt, sondern wie intensiv wir geliebt haben. Hören wir auf, uns wie kleine Kinder vorm Schwarzen Mann zu verstecken und seinem Hofstaat Folge zu leisten und zeigen wir uns, dass wir alle Liebe sind und jeder Tag ein Fest ist. Irgendwann ist nämlich mit Sicherheit der letzte Tag, das steht von Geburt an im Lebenskalender. Wir wissen nicht, wann dieser Tag kommt, weder für uns noch für die Anderen. Also leben und lieben wir doch jeden Tag, als wenn es das letzte große Fest ist, dass es zu feiern gilt.

Für dich, Mütterchen. Ich bin von Herzen dankbar, dass wir uns an fast jedem Tag deiner letzten Lebensjahre gesagt und gezeigt haben, dass wir uns lieben. ♥

Muttertag

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