Jedem Kummer wohnt die Liebe inne oder Wie kreiere ich mein Leben?

Gepostet von am Juli 8, 2015 in GeDANKEnwelt

Die Düfte eines Sommers

 

Kennt Ihr das, wenn ein Duft, ein Geräusch, ein Musikstück oder die Kombination dessen in Euch etwas wachruft, Bilder entstehen, Erinnerungen lebendig werden lässt? Mit weit geöffneter Terrassentür sitze ich an meinem Schreibtisch und arbeite seit Stunden konzentriert. Immer wieder vernehme ich das Rauschen des Windes in den Bäumen im Garten, höre das Knarzen der Äste, vernehme das Zwitschern der Vögel. Ich wippe mit dem Kopf zum Takt der leisen Musik aus den Boxen, höre ab und an das Knattern eines Traktors auf dem Feld nebenan. Und immer wieder weht eine frische Brise in mein Zimmer, die den vollen Duft eines ländlichen Sommers mit sich bringt. Es duftet nach frischem Grün, nach fast reifem Getreide, nach Moos und trockener Erde. Es duftet nach gemähtem Gras und nach vielen blühenden Blumen.

 

Wahrnehmen und beobachten, was ist – Übung in Achtsamkeit

 

Meine Finger bewegen sich immer langsamer über die Tasten. Liegt es an der einsetzenden Ermüdung oder an der Häufung der Eindrücke? Ich lasse die Hände in meinen Schoß sinken und wende mich all diesen Wahrnehmungen zu. Nun nehme ich noch einiges mehr wahr. Mein Rücken schmerzt ein wenig. Ich habe mich in der letzten Stunde kaum bewegt. Meine Augen sind müde und ich richte den Blick ins Grün vorm Fenster. Ich schließe die Augen und atme tief ein, halte einen Moment die Luft an, sammle die Sinne und atme tief aus. Dieser Duft. Die Musiktitel wechseln in einer Art und Weise, die mich noch wacher werden lässt. Etwas in mir ist im Gange und will gern gesehen werden. Hinter all den Wahrnehmungen entdecke ich ein Gefühl. Erst denke ich an ein Grummeln in der Magengegend. Doch beim nächsten Atemzug bemerke ich, dass dieses leise Ziehen weiter oben sitzt. Wie man doch schon bei sich selbst daneben liegen kann! Eben hätte ich noch voller Überzeugung gesagt, ich hätte sicher Hunger und im nächsten Moment stelle ich fest, dass ich eher Kummer statt Hunger habe. Ich habe keine Angst vor diesem Kummer, sondern betrachte ihn liebevoll. Wer er wohl ist? Allein schon dieser Umgang sorgt für einige Entspannung. Sofort lässt es sich tiefer atmen, Rücken und Schultern entkrampfen sich.

 

Die Dinge sind wie sie sind, erst durch unsere Bewertung bekommen sie eine Bedeutung

 

Kummer? Ein wenig überrascht nehme ich diese Einschätzung zur Kenntnis. Tiefer tauche ich in mich ein. Der Kummer entpuppt sich schnell. Genau jetzt in diesem Moment, da mir der Duft des frühen Sommers in die Nase zieht, aus den Boxen ein leise Melodie tönt, formen sich all die Eindrücke zu einem Bild. Ein wunderschönes Bild voller lebendiger Farben, voller Erinnerungen, die so tief in meinem Herzen wohnen, dass ihr Erwachen diesen sanften Schmerz verursacht. Es ist das Bild meiner Insel, die ich genau jetzt, da ich an meinem Schreibtisch sitze, glücklich, friedlich und zufrieden, so vermisse. Ich vermisse sie wie einen Geliebten, den ich zu lange nicht mehr berühren, zu lange nicht mehr riechen und schmecken konnte. Doch anstatt mich diesem Schmerz hinzugeben, danke ich ihm für die Erinnerung. Statt den Schmerz als etwas Negatives zu bewerten, danke ich ihm, weil mich seine Anwesenheit auf etwas aufmerksam gemacht hat, dem ich mich nun konkret widmen kann.

 

Zeit und Raum sind Illusion und deshalb können wir kreieren, was immer wir wollen

 

Ich setze mich bequem hin, schließe die Augen, öffne die Sinne und breite meine Flügel aus. In Nullkommanix bin ich auf meiner Insel, sitze am Strand, streife durch die Wälder, liege unterm Sternenhimmel… Ich gebe mich hin und fliege zu all den wundervollen Kraftorten dieser Oase, berühre zärtlich die Rinde von Baumfreund Sage und atme und atme und atme. Ich atme den Duft von Geborgenheit. Ich atme das Gefühl von Freiheit. Ich atme Frieden ein und Liebe aus. Ich gebe mich hin und spüre, wie genau da, wo ich eben noch ein leises Ziehen verspürte, nun eine warme Welle von Energie zu fließen beginnt. Ich wiege mich sacht im Rhythmus der Musik, des Windes und der Bäume und lasse diese Energie fließen. Ich sitze an meinem Schreibtisch und wandere gleichzeitig die wohlbekannten Wege am Steilufer. Ich bin hier und ganz woanders. Was bedeuten schon Zeit und Raum, wenn die Seele zu lieben vermag? Ich atme tief ein und aus, öffne die Augen und habe ein strahlendes Lächeln im Gesicht. Ich lege die Hände auf die Tasten und arbeite weiter, nicht zerfressen von Kummer oder Sehnsucht, sondern tief erfüllt von nie endender Liebe und unendlicher Dankbarkeit. Ich habe erst etwas wertfrei wahrgenommen und beobachtet, mich dann bewusst entschieden, wie ich die Dinge werte und daraus einen kraftvollen Moment kreiert. Funktioniert es mit diesem Moment, dann wohl auch mit jedem anderen. Probiert es aus, es lohnt sich. Denn manchmal ist die Liebe näher als wir glauben.

 

MeineInsel1

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