Spendier mir doch einen Kaffee
Beim Schreiben guter Texte wird mein Kaffee leider viel zu oft kalt. Hilf mir, meinen Kaffeevorrat zu füllen.
Ich laufe neben ihm her und während ich ein paar Tränen hochkommen spüre, folgen meine Blicke den Wolken, die über die sanften Hügel am Horizont ziehen. Sein Blick schweift durch den Wald, an dem wir gerade vorbei laufen. Ich spüre, dass er sich mit diesem emotionalem Schweigen etwas unwohl fühlt. Noch weiß er nicht, was mich beschäftigt, doch er ist geduldig genug, mir Zeit zu geben. Ich schlucke den Kloß im Hals runter und erzähle ihm, dass ich gerade sehr traurig bin. Weil ich noch immer allein durchs Leben gehe. Weil es mit ein paar Projekten einfach nicht klappen will. Weil die Welt der Menschen zur Zeit einfach nur unerträglich ist.
Er hört mir zu und seine Bewegungen verraten, dass er sich nun noch unwohler fühlt. Weil ich diese Themen vorbringe. Weil er mich versteht. Weil er keine Lösung weiß. „Du musst vielleicht mehr unter Menschen gehen, dein Leben aufregender gestalten und du darfst die Dinge nicht so an dich heran lassen.“ lautet seine Antwort. Mir kommt die Wut hoch und mit blitzenden Augen schaue ich ihn an. „Mein Leben ist gut! Ich tue, was ich kann, was mir allein eben so möglich ist. Ich bin oft mit Menschen zusammen und sitze nicht nur den ganzen Tag grübelnd in meiner Höhle!“ feuere ich ihm an den Kopf. Ich bin es so leid, immer wieder diese hilflosen und so verurteilenden Standardantworten zu hören. „Ich bin keine 15 mehr! Und depressiv bin ich auch nicht! Ich liebe mein Leben und finde es so erfüllt, wie noch nie zuvor. Doch es gibt eben auch diese Momente, wo ich den ganzen Mist da draußen nicht ausblenden oder mich mit Selbstliebe-Psycho-Kram selber aus dem Loch ziehen kann. Ich will diese Momente auch nicht mit Konsum oder Brot und Spielen übertönen, sondern akzeptieren, dass auch sie zum Leben gehören. Ich brauche einfach nur ein offenes Ohr und den Raum, so sein zu dürfen, wie ich gerade bin!“ tobe ich, während wir auf den Feldweg einbiegen, von dem aus man eine gigantische Aussicht hat.
Er ist still geworden, sein Schritt langsamer. Ich beruhige meinen Atem und drehe mich zu ihm um. Mit einem langen Blick schaut er mich an. In diesem Blick liegt mehr, als ich zu deuten vermag. „Du bist so stark.“ sagt er zu mir. Er nimmt mich ohne ein weiteres Wort in seine Arme und hält mich so lange, bis die Tränen, die sich nun nicht mehr zurückhalten lassen, versiegt sind. Wir setzen unseren Weg fort und ich knuffe ihm dankbar in die Seite. Lächelnd gehen wir weiter, genießen die Aussichten und wissen ohne große Worte, dass dies eben ein Meilenstein unserer Freundschaft war.