Spendier mir doch einen Kaffee
Beim Schreiben guter Texte wird mein Kaffee leider viel zu oft kalt. Hilf mir, meinen Kaffeevorrat zu füllen.
Ich habe festgestellt, zu glauben, in diesen Zeiten des Vakuums passiere nichts, mit mir, um mich herum, durch mich, ist ein Trugschluss. Ich gehe heute sogar so weit zu behaupten, dass just in jenen Zeiten so wahnsinnig viel geschieht, auf so vielen Ebenen, dass ich mich schonenderweise in Watte packe(n lasse). Vielleicht, um ganz viel von dem, was ich immer wahrnehme, stumm zu schalten oder eben nur gedämpft wahrzunehmen, um, ja um nicht wahnsinnig zu werden. Es hat viel Übung gebraucht (und tut es immer wieder), diese Zeiten meines Seins ebenso ruhig, gelassen und liebevoll anzunehmen, wie jene, die sich besser anfühlen, da ich Klarheit noch immer vorziehe und mit ihr besser, spielerischer, schöpferischer umzugehen vermag.
Es geschieht etwas mit mir in diesem Vakuum. Denn es kommt der Moment, in dem ich mich entscheide, zu springen. Der Moment, da ich mich ans ruhige Atmen nicht mehr erinnern muss, ich mich wieder selber mehr und mehr spüre, meine innere Handlungsfähigkeit wiedererlange. Auf einmal sehe ich wieder Wahlmöglichkeiten. Kriegerin? Ringerin? Zuschauerin? Und da sind sie, die ersten Fragen. Sie stehen einfach so in meinem Raum. Sie erscheinen in Bruchteilen von Sekunden, bleiben ebenso kurz, wie sie brauchten, um aufzutauchen. Mit jeder Antwort, die ich mir geben kann, mit jeder Wahl, die ich treffe, werden sie klarer, präziser, schärfer. Sie gehen mitten ins Herz, erschüttern bis ins Mark. Manche Frage raubt mir den Atem, verlangt scheinbar gar keine Antwort, will nur gestellt und wahrgenommen sein. Manche Frage ist gleichermaßen Antwort und fühlt sich an, wie Balsam für die Seele. Sie gleitet weich wie Honig um Ecken und Kanten, verbindet süss scheinbar Getrenntes.
Schicht um Schicht des Nebels löst sich auf und vergleichsweise sanft komme ich spürbar zurück in den Fluss meines Seins. Jeder noch so kleine Versuch, festzuhalten, zu kontrollieren, einzugreifen, irgendetwas zu tun, was der Verstand mir sagt, bringt große Unruhe in diesen Prozess, verursacht Schmerzen. So wie wenn man versucht, an einem Steinstrand ins Wasser zu rennen, statt langsam, Stein für Stein hineinzugehen. Nun gilt es, das richtige Tempo zu finden, das richtige Maß zu halten. Das richtige Maß, die Fragen wahrzunehmen und beantworten zu wollen oder einfach so ziehen lassen zu können. Nicht nur die Fragen tauchen auf. Auch ich komme zurück. Ich nehme wieder mehr wahr, fühle, spüre wieder mehr. Es ist, als fahren sich meine inneren Systeme von ganz allein hoch. Es schalten sich wie von Geisterhand wieder Frequenzen dazu, Schwingungen verstärken sich. An „Die Moldau“ von Smetana muss ich gerade denken. Ja, es ist langsam Musik in mir. In welchem Tempo? Welcher Rhythmus? Was für ein Genre? Wo führt mich der neue Weg hin? Ist er neu? Was gibt es zu tun? In welchem Zeitplan? Fragen. Da sind sie wieder. Fragen, die aus dem Vakuum kommend aus dem Vakuum herausführen. Wohin? Wir werden sehen.