Spendier mir doch einen Kaffee
Beim Schreiben guter Texte wird mein Kaffee leider viel zu oft kalt. Hilf mir, meinen Kaffeevorrat zu füllen.
Wie Ihr von mir vielleicht schon wisst, vertrete ich den Standpunkt, die Menschen, ja eigentlich alles, so zu behandeln, wie auch ich behandelt werden möchte, jedem Menschen, Wesen, Ding seinen Raum zu geben, den es glaubt, brauchen zu müssen, damit es ihm gut geht. Jeder darf so sein, wie er ist und was er glaubt zu sein. Er darf denken, fühlen, handeln, wie immer ihm beliebt. (Rein, was es mit mir macht bzw. ich daraus mache ist meine Angelegenheit.)
Ich lese keine Zeitungen, schaue wenig fern. Radio höre ich selten. Informationen, was in der Welt grad so los ist, was die Massen bewegt, finden trotzdem zu mir. Sei es über die Schlagzeilen der Zeitungen, die mir in Geschäften in die Augen stechen, Gespräche, denen ich beiwohne oder meinem fast täglichen Aufenthalt auf Facebook. Mich interessiert, was die Menschen in meinem Umfeld beschäftigt. Ich bin nicht als theoretische Anthropologin unterwegs. Ich bin interessiert, was Menschsein bedeutet, weil ich erfahren möchte, wie Mensch (und) Sein gelebt werden kann und wird. Weil ich immer noch glaube, mich dafür interessieren zu müssen, will ich an all dem teilhaben. Ihr wisst schon, an diesem gesellschaftlichen Leben. Einssein, nicht nur auf Seelenebene oder aus quantenphysischem Verständnis heraus. Ich mag teilhaben, mag lebendige Beziehungen zu Familien und Freunden haben, in gutem Kontakt zu den Nachbarn stehen, mehr und mehr Menschen finden, die sich von meinem Tun und mir inspirieren lassen. Ich möchte nicht nur auf meiner Insel leben, die ich zwar bin, die auch schön ist, doch verschwendet ist, wenn ich sie nicht mit anderen teile.
Nun vertrete ich auch den Standpunkt, um etwas mit anderen teilen zu können, möchte ich wissen, was ich zu teilen habe, also wer oder was ich bin. Und ich habe erfahren, dass es dann noch gilt, diejenigen zu finden oder sich von ihnen finden zu lassen, die ähnlich drauf sind. Das heißt für mich eben auch, zu schauen, wofür sich andere interessieren und in welcher Welt der Einzelne und wir alle zusammen leben. Geht es um den Part, in welcher Welt wir alle leben, frage ich mich nur manchmal, warum ich für all das so viel Zeit und Energie aufbringe. Da fiebern aktuell wieder viele in Gemeinschaft mit und für einen Sport, hinter dessen Kulissen Machtspiele, Korruption und Ausbeutung zu erahnen sind. Da bemühen sich viele um Transparenz und Aufklärung und scheinbar ebenso viele wollen und behaupten das Gegenteil. Gemeinschaft, Transparenz, Klarheit auf der einen Seite, Egomanie, Machtgier auf der anderen. Immer gibt es Seiten, ein Gut, nicht Gut, ein Schwarz, ein Weiß. Aus dem Versuch, das eine zu erreichen, wird das andere abgelehnt oder bekämpft und das Ganze mittlerweile so subtil, dass da eine riesige Masse Grau entstanden ist.
Das Ganze ist für mich nicht nur unendlich ermüdend, sondern schlichtweg Unsinn. Meine Erfahrung von Leben ist: Leben ist bunt! Auf meiner Insel gibt es auch ein paar Ecken, da muss immer mal wieder aufgeräumt, muss immer mal wieder geputzt werden und ein paar, da ist es einfach immer schön. Doch ich bin nicht gezwungen, mich für eine Seite zu entscheiden. Dazwischen ist ganz viel Bunt. Ja, es gibt gar keine Seiten, denn meine Insel ist rund. Da gehört alles zusammen, kann mal hier, mal da auf- oder wieder abtauchen. Da wird nichts getrennt, nur weil es mal nicht so aussieht, wie erwartet. Es darf das sein, was es ist. Ich entscheide mich immer wieder neu, wie und ob es mir gut tut. Und eine Lösung hat sich schon immer gefunden.
Was wird nun aber mit meiner Idee, des Miteinanders, wenn doch die große Insel eine nach Schwarz-Weiß teilende graue Masse ist? Das Beste wird sein, ich bleibe meine bunte Insel und stelle ein großes, buntes Schild auf, das vom Meer aus gut zu sehen ist. Möge anlegen, wer mag und bleiben, so lange es ihm gefällt (oder mir seine Anwesenheit gut tut).
Namastè.
Den ersten Absatz lese ich immer wieder gern und mittlerweile lebe ich ihn auch bewusst. Danke für deine gefühlvollen Worte. HDL
Wie sehr mich das freut, liebe Schwester! HDaL!