Aus dem Leben meiner Alberta Einstein

Gepostet von am Juli 19, 2014 in GeDANKEnwelt

Alberta Einstein, so nenne ich den Teil in mir, der forscht und tüffelt, nach immer neuen Lösungen für konkrete Themen des Lebens Ausschau hält, der sich in Gebiete vorwagt, „die noch nie ein Mensch zuvor betreten hat“ (jaja, auch ein Trekkie bleibt ein Trekkie). Alberta Einstein gestatte ich, bisher Gelerntes, Angenommes, Eingedrücktes, Vorgegebenes, Konditioniertes in Frage zu stellen, zu erneuern und das Unmögliche schlicht und ergreifend für möglich zu halten. Alberta Einstein benennt den Teil von mir, dem sich heutzutage Zusammenhänge und Hintergründe von Quantenphysik, Technik, Mathematik und anderem erschließen, als wäre es das Natürlichste von der Welt. Ist es letztlich übrigens auch. Es entscheidet wohl immer nur die Art der Schule, des Lehrers und ganz wichtig, der Zeitpunkt, ob diese Dinge begriffen werden können. Gestern Abend bekam ich zum Beispiel auf Nachfrage in kurzen Sätzen erklärt, wie Thermik funktioniert. Zu einem Zeitpunkt, da die Thermik anfing, Wellen auf dem See zu erzeugen, der bis dato windstill da lag. Nach diesen guten, kurzen Erklärungen, einem Begreifen wollen, Hinfühlen in die Situation und tiefem Reinspüren in mein inneres Wissen, erschloss sich mir innerhalb von wenigen Minuten, was meine Physiklehrer in Jahren nicht greifbar machen konnten. Sie saßen ja auch nie mit mir an einem lauen Sommerabend unterm Sternenhimmel am See. Schade eigentlich.

Alberta Einstein. Ich schmunzele. Ich sehe mich vorm geistigen Auge mit zerzaustem, weißem Haar, Brille auf der Nase, das Kinn haltend, die Stirn in Falten gelegt über einer Ansammlung von Fakten und Reflexionen stehen. Mal sortiere ich die eine Erfahrung nach links, dann lege ich ein Gefühl nach rechts, halte inne und betrachte neu. Mal blättere ich in einem Buch, mache eine Skizze, teste andere Kombinationen aus. Hin und wieder wähle ich die Nummer eines passenden Telefonjokers auf der Wählscheibe meines nostalgischen Apparates, mit dem es sich tatsächlich nur telefonieren lässt.
Früher hatte Alberta Einstein einen anstrengenden Job. Es war hektisch in ihrem Labor, das im Keller lag. Das Telefon bimmelte andauernd, die Brieftauben brachten Nachrichten aus allen Ecken der Welt, mehrere Bücher lagen gleichzeitig  aufgeschlagen herum, Notizen lagen zu Hauf wild verstreut dazwischen. Da Alberta nicht nur genial, sondern auch eine ziemlich coole Socke ist, hat sie den Laden multitasking-like gewuppt. Doch sowas geht auch an coolen Socken auf Dauer nicht spurlos vorbei. Immer öfter fiel auf, dass die Lösungen nur unzureichend funktionierten. Die Ergebnisse hatten immer öfter etwas von einem Notfallplan, denn von einem Geniestreich. Es kam, was immer kommt, wenn etwas zu lange und zu massiv über unsere Grenzen geht: Alberta Einstein hatte keine große Lust mehr, das zu tun, was ihr eigentlich so viel Freude macht. Da war es höchste Eisenbahn, etwas zu ändern.

Seit geraumer Zeit hat Alberta Einstein ein neues Büro. Es befindet sich im zweiten Stock, hat Fenster, die bis zum Boden reichen, eine große Terasse mit Blick aufs Meer. Im Labor stehen nur wenige Möbelstücke, alles ist in hellen Farben gestrichen, der Boden ist aus weichem Kork. Auf der Terasse hat sie eine Hängematte und eine kleine Chill-Lounge mit Minibar, Sound-Anlage und einer Wasserschüssel für die Füsse. Das Telefon klingelt nur noch selten, denn die Anrufe nimmt jetzt die freundliche Dame vom Amt entgegen, ebenso wie die Nachrichten der Brieftauben. Die Dame weiß genau, welche Informationen für Alberta wann gerade wichtig sind und leitet sie genau in dem Moment erst weiter. Viel Ruhe ist eingekehrt ins tägliche Sein meiner Alberta Einstein. Ruhe, die es ihr wieder ermöglicht, so zu arbeiten, dass es ihr eine Freude ist, das zu tun, was zu tun ist. Und sie tut es gut! Eben ein Genie, diese Alberta Einstein. Sie findet immer neue Lösungen für konkrete Themen des Lebens, begreift Thermik mal eben nebenbei und findet heraus, dass manchmal etwas, das unmöglich geglaubt ist, eben doch möglich ist.

Alberta Einstein ist ein Teil von mir.  Einer, den ich so gerne mag, weil dieser Teil immer Lösungen findet, für alles, was gerade ansteht. Und weil mich diese inneren Bilder so erfreuen und lachen lassen, über mich lachen lassen. Nicht zuletzt, weil ich mir eben gerade gesagt habe, dass ich eine coole Socke bin. „Lachen ist gesund, über sich selbst lachen können, Weisheit.“, sagte mir mal jemand. Na dann passt der Name doch wieder großartig. Meine jüngsten Erlebnisse, zum Beispiel jenes mit der Thermik, bringen mich übrigens dazu, eine ganz wichtige Lebenserfahrung mit Euch zu teilen, denn sie ist einfach nur wahr, genial und lässt Alberta viel mehr Zeit, mit einem Longdrink in der Hand auf der Terasse bei lauter Musik zu tanzen: Lernen kann so einfach sein, leicht gehen und sich obendrein noch sehr gut anfühlen! Gebt Euren Albertas ein neues Büro, ein schönes Labor und Ihr werdet es sicher auch erleben. Ich wünsche es Euch von Herzen.

AlbertaEinstein2

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